Den Tod mehr ins Leben integrieren
Den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Caritas gibt es mittlerweile seit fünf Jahren. Im vergangenen Jahr begleiteten die Ehrenamtlichen 32 Kinder und Jugendliche in der Caritasregion Biberach-Saulgau. „Wir kümmern uns um Familien, die ein krankes Kind haben und auch um Kinder, die ein Elternteil verloren haben“, sagt Annette Brade, Koordinatorin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdiensts. „Wir entlasten ein Stück weit die Eltern, sind aber in erster Linie Ansprechpartner für die Kinder.“
Weil der Dienst immer bekannter wird, die Begleitung sehr intensiv ist und manchmal Jahre in Anspruch nimmt, hat Annette Brade nun Unterstützung bekommen. Ingrid Kruk ist seit August ihre Stellvertreterin. Die 62-Jährige ist bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Hospizarbeit tätig. „Die Begleitung von Kindern ist etwas ganz Besonderes, man muss genau zuhören, beobachten und besonders wachsam sein“, erzählt die gelernte Erzieherin. „Jedes Kind hat die unterschiedlichsten Bedürfnisse, manche entwickeln ihre eigenen Strategien, um mit der Trauer umzugehen und manche brauchen eine intensive Begleitung.“
In den vergangenen fünf Jahren hat sich viel getan: „Wir sind froh, dass wir in der Öffentlichkeit immer mehr wahrgenommen werden“, sagt Annette Brade. Denn je früher eine Begleitung beginne, desto besser könnten die Ehrenamtlichen arbeiten: „Da ist viel Vertrauen nötig, schließlich sind wir direkt in den Familien und bekommen viel mit.“ Erst kürzlich sei in einer Familie mit drei kleinen Kindern der Vater plötzlich verstorben. „Das ist mehr als tragisch und auch eine existenzielle Geschichte für die Mutter“, so die 61-jährige Koordinatorin. „Wir versuchen, zu helfen, wo wir können.“
Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst ist auf Spenden angewiesen. „Die Trauerarbeit kann noch nicht über die Kassen finanziert werden“, bemängelt Annette Brade. „Ab dem Tod gibt es keine finanzielle Unterstützung mehr.“ Doch gerade dann sei es ja wichtig, die Menschen zu unterstützen und wieder ins Leben und den Alltag zurückzuführen. „Die Verbände beschäftigen sich intensiv mit dem Thema“, sagt Brade. „Aber bis das so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen.“ Deshalb ist der Dienst der Caritas den Sponsoren und Unterstützern sehr dankbar. „Ohne die Spenden könnten wir nicht so gute Arbeit leisten“, ist sich Annette Brade sicher. Als Dank veranstaltet die Caritas am 10. Mai für die Unterstützer und Ehrenamtlichen ein kleines Fest zum fünfjährigen Bestehen im katholischen Gemeindehaus St. Martin.
Als Annette Brade vor Jahren in der Hospizarbeit begonnen hat, seien die Themen Tod und Sterben noch ein große Tabu gewesen. Mittlerweile wird es besser. „Die Hospizbewegung trägt einen großen Teil dazu bei, dass wir heute viel weiter sind. Es ist ein gesellschaftlicher Prozess, bei dem ein Umdenken stattfinden muss“, sagt die 61-Jährige. „Wir sollten den Tod viel mehr in unser Leben integrieren, denn er ist etwas ganz Natürliches.“
Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst unterstützt alle betroffenen Familien kostenfrei und vorbehaltlos. Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, kann sich bei Annette Brade melden. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0151/11162503 oder per E-Mail an: brade@caritas-biberach-saulgau.de